Der Miele K 1 war das kleinste Automodell der Miele & Cie. KG aus Gütersloh. Es wurde zwischen April 1912 und Februar 1914 produziert. Andere Schreibweisen des Modellnamens lauteten Miele K1, Miele K.1 und Miele K I.
Beschreibung
Fahrgestell
Das Fahrgestell war ein vorne verjüngter und hinten hochgekröpfter Leiterrahmen. Die Achsen waren starr und an Längsblattfedern aufgehängt. Der Radstand betrug 2700 mm und die Spurweite 1300 mm.
Motor
Die Fahrzeuge hatten einen vorn eingebauten Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor. 64,5 mm Bohrung und 120 mm Hub ergaben 1568 cm³ Hubraum. Die Magnetzündung kam von Bosch. Die Motorkühlung erfolgte durch eine Thermosiphonkühlung. Die Motorleistung war mit 20 PS angegeben. Der Hubraum entsprach nach der damals gültigen Regel 6 Steuer-PS. Daher wurde das Modell auch 6/20 PS genannt. Es gibt Hinweise darauf, dass der Motor anfangs 17 PS leistete und das Modell daher auch 6/17 PS genannt wurde – allerdings bestätigt das Miele-Auslieferungsbuch diese Hinweise nicht. Einige Fahrzeuge erhielten in der Zeit von 1913 bis 1914 einen etwas größeren Motor mit 7 Steuer-PS und 22 PS Leistung.
Kraftübertragung
Eine Lamellenkupplung übertrug die Kraft auf das Getriebe. Es hatte vier Vorwärts- und einen Rückwärtsgang, wurde über eine Kulissenschaltung betätigt und trieb über eine Kardanwelle die Hinterräder an.
Höchstgeschwindigkeit
Das Unternehmen gab die Höchstgeschwindigkeit mit 60 bis 70 km/h für die viersitzige Torpedoausführung an.
Karosserie
Zur Wahl standen zwei- und viersitzige Torpedo, viersitzige Landaulets, viersitzige Limousinen und zweisitzige Lieferwagen.
Preise und Zubehör
Der Preis für das Fahrzeug war abhängig von der Karosserie:
- 4800 M für das Fahrgestell
- 5100 M für den zweisitzigen Torpedo-Phaeton
- 5400 M für den viersitzigen Torpedo-Doppel-Phaeton
- 6600 M für das viersitzige Landaulet mit Torpedo-Windschutz, Vordach und aufklappbarer Glasscheibe
- 6700 M für die viersitzige Limousine mit Torpedo-Windschutz, Vordach und aufklappbarer Glasscheibe
- 5700 M für den zweisitzigen Lieferwagen mit Kasten, Eisengalerie und Vordach für 400 kg Nutzlast
Bei Fahrzeugauslieferung wurden die folgenden Werkzeuge und Ersatzteile gratis mitgeliefert:
- Werkzeug:
- 1 verstellbarer Mutterschlüssel
- 3 doppelte Gabelschlüssel
- 2 einfache Gabelschlüssel
- 2 Rohrschlüssel
- 1 Achsmutterschlüssel
- 1 Düsenschlüssel
- 2 Schraubenzieher
- 1 Hammer
- 1 Flachzange
- 1 Beißzange
- 1 Feile
- 1 Radabzieher, für Vorder- und Hinterrad passend
- 1 Ölkanne
- 2 Montierhebel (falls Bereifung mitgeliefert wird)
- Ersatzteile:
- 1 Ventil
- 1 Ventilfeder
- 1 Federteller mit Keil
- 2 Gaze-Zylinder für Ölfilter
- 1 Büchse mit Muttern und Splinten
Für die Fahrzeuge gab es eine umfangreiche Liste für besondere Zubehör- und Ausstattungsgegenstände. Angaben in Goldmark.
Sonstiges
Miele gewährte 6 Monate Garantie.
Zuverlässigkeitsfahrt 1912
Ein Miele-Fahrzeug nahm 1912 an einer dreitägigen Automobil-Sternfahrt unter dem Protektorat des Prinzen Heinrich von Preußen teil. Es war laut einer Quelle ein K 1, während eine andere Quelle Motordaten nennt, die zu K 2 und K 3 passen. Eine Quelle gibt an, dass der Start am 11. Juni 1912 erfolgte. Andere Quellen nennen den 11. Juli 1912 als Starttag oder allgemein Juli 1912 als Monat der Veranstaltung. Die Fahrt führte über 1400 Kilometer von Minden nach Frankfurt am Main. Mehrere Quellen meinen, es sei die Prinz-Heinrich-Fahrt gewesen, die jedoch letztmals 1911 stattfand. Das Fahrzeug belegte den zweiten Platz und verpasste den Sieg nur durch eine Reifenpanne.
Stückzahlen
Nach Angaben des Auslieferungsbuches von Miele entstanden 37 Fahrzeuge mit dem kleinen Motor und 6 Fahrzeuge mit dem großen Motor – möglicherweise noch eins mehr, weil im Buch ein Fahrzeug ohne Modellbezeichnung aufgeführt ist.
Literatur
- Hans-Heinrich von Fersen: Autos in Deutschland 1885–1920. Eine Typengeschichte. 4. Auflage. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1982, ISBN 3-87943-038-1, S. 400.
- Harald H. Linz, Halwart Schrader: Die Internationale Automobil-Enzyklopädie. United Soft Media Verlag, München 2008, ISBN 978-3-8032-9876-8, Kapitel Miele.
Weblinks
- Lars Döhmann: Von der Buttermaschine zum Automobil (Memento vom 15. August 2012 im Internet Archive) Vom 2. Dezember 2010.
- Die Gütersloher Geschichte
Einzelnachweise



