Der Hauptplatz ist ein Platz im ersten Grazer Stadtbezirk Innere Stadt. Von ihm zweigen die Sporgasse, die Herrengasse, die Schmiedgasse, die Murgasse und die Sackstraße ab.
Geschichte, Entwicklung
Um 1160 wurde der Grazer Hauptplatz als zentraler Marktplatz von Herzog Otakar III. angelegt. Er ist damit die historisch und städtebaulich wichtigste Platzanlage der Stadt. Das historische Zentrum von Graz bildend, reichte der trapezförmige Hauptplatz früher bis zur heutigen Landhausgasse. Erst um 1550 wurde seine Fläche wegen des Neubaus des Rathauses im Renaissancestil beinahe halbiert. Die Häuser, die den Platz umgeben, haben einen mittelalterlichen bis spätgotischen Baukern. Besonders die Fassaden, zum Teil spätgotischer, barocker, biedermeierlicher und späthistoristischer Gestaltung prägen das Platzbild. Ebenfalls vorhanden sind an einigen Häusern aufwändige Stuckdekorationen und Marienplastiken, die von der Volksfrömmigkeit zeugen.
Im Jahr 1878 wurde das Erzherzog-Johann-Brunnendenkmal in der Mitte des Platzes aufgestellt. Durch die Neugestaltung des Rathauses zwischen 1887 und 1893 erhielt der Hauptplatz einen „neuen monumentalen Akzent“. Ursprünglich befand sich an der Einmündung des Hauptplatzes in die Sackstraße die von Kaiser Leopold I. zum Dank wegen der überstandenen Pest gestiftete Dreifaltigkeitssäule. Aufgrund der veränderten Verkehrssituation musste die Säule auf den Karmeliterplatz verlegt werden.
Neben dem Jakominiplatz ist der Hauptplatz der einzige weitere Ort in Graz, der von allen Straßenbahnlinien angefahren wird. Rund um den Erzherzog-Johann-Brunnen stehen etliche Buden, die dem Platz seinen ursprünglichen Charakter als mittelalterlicher Marktplatz erhalten. Um 1990 waren diese Marktstände vom jeweiligen Betreiber individuell gebaut. Um 2002 wurden diese auf Betreiben der Stadt nach politischen, kommerziellen und technischen Auseinandersetzungen in der Anzahl reduziert und durch ein einheitliches Modell ersetzt. Sie sind durch hydraulisch hebbare Räder und Stützen mobil, werden an Installationsschächten versorgt und nur zu besonders großen Festen verschoben oder entfernt. Das Areal zwischen Brunnen und Rathaus wird häufig für Veranstaltungen genutzt oder auch von zwei eigenen „Nacht-Wurstständen“.
Ein von der Stadt eingerichtetes Verbot des Trinkens von Alkoholika unter anderem am Hauptplatz gilt ausdrücklich nicht für den Konsum in Gastgärten, bei temporären oder dauerhaften Verkaufsständen oder bei bestimmten Veranstaltungen.
Trinkbrunnen
Ein lange bestehender Brunnen für Trinkwasser, am damaligen Fahrbahnrand links des Rathausportals wurde im Zuge der Neugestaltung des Platzes mit großformatigen Stahlbeton-Granit-Verbundplatten 2001/2002 aufgelassen. Im Nordteil wurde eine durch einen Treppenabgang erreichbare Toilette errichtet. Drei Unterstände mit Wartebänken an der Straßenbahnhaltestelle weisen hinterleuchteten Werbeflächen auf. Die zwei westlichen Unterstände wurden jeweils mit einer Nische mit Glasspiegel und mit einem kleinen Niro-Becken samt Stellgitter ausgestattet. Jeweils links hinter der Beckenöffnung lag eine (Kaltwasser-)Auslaufarmatur und rechts ein kleiner Fontänen-Trinkbrunnen mit Druckknopf. Die Blechtür fiel ab, Armaturen wurden lose, beendeten ihre Funktion und wurden demontiert. Der alte frei stehende gusseiserne Brunnen funktionierte jahrzehntelang auch im Winter, da sein Ventil frostsicher wie bei einem Hydranten im Untergrund lag, wies einen robusten etwa 25 cm langen Schwenkhebel auf, der etwa 1 Sekunde nach festem Drücken einen starken Wasserstrahl nach unten Richtung Ablaufgitter im Boden erzeugte. Der fein designte spätere Ersatz war schon wegen Frostgefahr in der kalten Jahreshälfte abgesperrt und wurde nach Verfall demontiert. Letztlich sind August 2013 die Becken mit aufgenietetem Aluriffelblech dauerhaft trittsicher verschlossen worden. So gibt es nach Jahrzehnten mit Ganzjahres- und einigen Jahren Halbjahresversorgung mit frei zugänglichem Trink- und Waschwasser an der Oberfläche des Platzes nun gar keine mehr.
Verkehr
Um 1965 wurde die Hauptbrücke (heute Erzherzog-Johann-Brücke) noch verbreitert, um Kfz-Verkehr durch eine zu verbreiternden Murgasse über Hauptplatz und Herrengasse zu leiten. Erst danach wirkte ein Umdenken, um die Altstadt mit ihrem Charakter als wertvoll zu bewahren.
In der – nun – Fußgängerzone Hauptplatz ist Radfahren – bis auf Sperren für Veranstaltungen – erlaubt, ein mitunter dichtes Miteinander hat sich eingespielt, eine Radabstellanlage liegt vor der rechten Rathausfront. Die anschließende Herrengasse darf nur nachts von 20–08 Uhr beradelt werden, die steile Sporgasse ganztags nicht. Ein gewisser Radverkehr findet hier dennoch statt; wer fährt riskiert eine Strafe. Die verschmutzungsgefährdete Pomeranzengasse ist die schmalste Anschlussgasse und am Platz überbaut wie die Franziskanergasse. Werktags tagsüber stehen Durchgänge durch das Rathaus und das Haus Nr. 3 offen, dazwischen beginnt die Schmiedgasse – hier liegt ein Taxistandplatz. Von Einbahnregelungen in der Umgebung ist Radfahren befreit.
Installationen
Vor der Umgestaltung ab 2001 erfolgten archäologische Grabungen etwa vor dem Rathaus. Ein letzter Lampenmast mit kegelig erweitertem gusseisernem Fuß wurde vor dem Haus Nr. 3 entfernt und mehrere Leuchten mit nach oben gerichteten Strahlern und darüberliegenden Facettenspiegeln von Bartenbach aufgestellt. Südlich des Erzherzog-Johann-Brunnens befindet sich eine Probenentnahmestelle für Grundwasser, südwestlich ein Schacht zur Aufnahme des Stamms eines Mai- oder Christbaums. Im Norden des Platzes liegt eine unterirdische Toilettenanlage. Schutzräume wurden im Zweiten Weltkrieg als Stollen im nahen Schloßberg angelegt. Für Veranstalter und mobile Marktstände liegen zahlreiche Installationsschächte mit Anschlüssen für Strom, Wasser und Abwasser punktuell an unter kleinen Steinplatten bereit.
Seit 1930 steht die Weikhard-Uhr am Platz vor dem Uhrengeschäft, ein beliebter Treffpunkt, weithin sichtbar ist die ebenfalls innen beleuchtete Uhr oben am Rathaus.
Namensgebung
In ihrer ursprünglichen Bezeichnung hieß die Anlage „auf dem Platz“. Erst 1665 scheint erstmals der Name „Hauptplatz“ in den Chroniken auf. Wegen der sich im Rathaus befindenden Hauptwache, wurde der Platz im 19. Jahrhundert auch „Hauptwachplatz“ genannt. Von 1870 bis zum Anschluss Österreichs 1938 und seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die Gegenwart trägt er wieder den Namen „Hauptplatz“. Zwischen 1938 und 1945 hatte er noch „Adolf-Hitler-Platz“ geheißen.
Liste bedeutender Bauten und Denkmäler
Die Liste beinhaltet die Hausnummer, die das jeweilige Gebäude hat, den Eigennamen, Anmerkungen zur Geschichte und Architektur und ein Bild zur Illustration.
Literatur
- Karl A. Kubinzky, Astrid M. Wentner: Grazer Straßennamen. Herkunft und Bedeutung. Leykam, Graz 1996, ISBN 3-7011-7336-2, S. 166–167.
- Horst Schweigert: DEHIO Graz. Schroll, Wien 1979, ISBN 3-7031-0475-9, S. 73–75.
Weblinks
Einzelnachweise




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